Der blaue Koffer der Familie Samosch
Briefe und Erinnerungen
David Dambitsch

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Produktbeschreibung

Autor/Autorin: David Dambitsch

David Dambitsch ist Journalist, Buch- und Hörbuchautor. Zunächst bei RIAS Berlin Redaktion und Moderation der Sendung Kulturzeit. Parallel dazu Mitarbeit in Fernseh- und Hörfunkkulturmagazinen der ARD. Nach Gründung von Deutschlandradio Redaktion und Moderation der Sendung Notizen aus der jüdischen Welt und Berliner Korrespondent der Sendung Schalom – Jüdisches Leben heute.
Dieses Buch zeichnet die Geschichte einer jüdischen Familie von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der 1970er-Jahre nach, die Geschichte moderner Europäer, die aufgrund von Antisemitismus und nationalsozialistischer Herrschaft aus ihren Lebensentwürfen gedrängt, ihrer Habe, ihrer Heimat und teilweise ihres Lebens beraubt wurden. Das Unrecht, das ihnen widerfahren ist, wurde sogar noch im Nachhinein relativiert und infrage gestellt. Während des NS-Regimes teilten sich die drei Cousins Fritz, Walter und Hans die Besitzrechte an der Familienbuchhandlung im damaligen Breslau. Walter lebte zu der Zeit schon im damaligen Palästina, Fritz floh in die Niederlande, wurde im KZ inhaftiert, aber dank des Mutes seiner österreichischen Frau gerettet. Hans wurde zum Verkauf der Buchhandlung gezwungen, floh mit seiner Ehefrau ebenfalls in die Niederlande, beide wurden von dort deportiert und schließlich für tot erklärt. Nach dem Krieg entsteht ein Briefwechsel zwischen Walter und Fritz. Es geht darin um das Überleben und um Lastenausgleich für das verlorene Geschäft. Doch auch der Käufer der Buchhandlung unter dem NS-Regime hat Ansprüche auf Lastenausgleich gestellt. Dieser Streit währt bis Ende der 70er-Jahre, als Walter längst gestorben ist und Fritz schon aufgegeben hat. Vertreter der Täter und der Opfer kommen in Briefen zu Wort.
VorwortEinleitung Onkel Fritz Samosch Sämtliche Bücher Buchhandlung N. Samosch im 19. JahrhundertFritz, Walter und Hans – die dritte GenerationKindheit und JugendZwischen Wien und BreslauWege als BuchhändlerShoah und KriegEntrechtungVerfolgung Keine Stunde Null Briefe 1956 – 1965 Nach dem Krieg Nachwort DanksagungQuellenverzeichnisLiteraturverzeichnisAbbildungsverzeichnisDer AutorImpressum
Wenn man als Kind in eine Familie hineingeboren wird, nimmt man erst einmal alles als selbstverständlich und gegeben hin. Dann, während des Prozesses des Heranwachsens, beginnt man von sich auf andere zu schließen und stellt im günstigsten Fall ziemlich schnell fest, dass diese Vorgehensweise immer zum Irrtum führt.Dass meine Familie irgendwie anders war, habe ich während meiner Grundschulzeit im West-Berlin der 60er-Jahre schnell festgestellt. Wer nämlich damals seine Tanten und Onkel selten sah, hatte Verwandte »drüben«, oder die Eltern scheuten das stundenlange Warten an den Grenzkontrollpunkten nach Westdeutschland.Keiner meiner Mitschüler hatte allerdings – so wie ich – Verwandte in New York, Paris, Mailand und den Niederlanden. Von denen hatten sich die einen in den Staaten überhaupt erst kennengelernt, die anderen waren nach einer überstürzten Eheschließung aus dem zerbombten Berlin nach Frankreich geflohen, nach dem Krieg emigriert oder noch während der Zeit des NS-Regimes auf der Flucht durch Europa irgendwo gestrandet.»Halbjüdisch« hatte man die Rassekategorie genannt, die die Nazis für meinen Vater und seine Schwestern erfunden hatten. Das bedeutete für ihn und seine Geschwister die Unmöglichkeit, ein Abitur oder ein Studium zu absolvieren oder einen sogenannten »Arier« oder eine »Arierin« zu heiraten. Im Berlin des NS-Regimes hieß das auch, beständig Angst zu haben, doch noch deportiert zu werden oder wegen geringster Vergehen Unglück auch über alle anderen zu bringen. Dass ich also eigentlich auch viele jüdische Verwandte hatte, wusste ich damals nicht mit Gewissheit, aber so in etwa. Mein Vater hatte mir von der Familie nur im Allgemeinen erzählt.Mit dem Wort »Krieg« verband ich deshalb auch schon früh Geschichten: Mein Vater erzählte von auf der Flucht erschossenen Freunden, von Hunger, Angst und Versteck. Vieles wurde nur angedeutet, rutschte ihm eher heraus, als dass er es wirklich beschrieb. Schon als Kind wusste ich um die Lücken im Hinblick auf meine Informationen. Als ich mich dann später als Jugendlicher dazu entschloss, Journalist zu werden, ist mir diese Erkenntnis geblieben. Sie begleitet mich bis heute. Das vorliegende Buch ist das Produkt jahrzehntelanger Recherchen, und dennoch blieb vieles offen. Es waren wirre Zeiten.Fritz Heinrich Samosch, Cousin meines Vaters, einziges Kind der einzigen Schwester meines Großvaters, lernte ich nur einmal persönlich kennen. Die Familie feierte gerade die Hochzeit einer Cousine. Man hatte alle aus ganz Europa in ein Landstädtchen in Holland eingeladen. Die Sonne schien, man saß auf den üblichen Gartenklappstühlen der 70er-Jahre zusammen, aß, trank und unterhielt sich. Ich selbst war damals 16 Jahre alt und hatte natürlich auch schon von Onkel Fritz gehört. Er war 25 Jahre älter als mein Vater. Den damals 74-Jährigen erlebte ich als zierlichen, gepflegten, grauhaarigen Mann.

VorwortEinleitung Onkel Fritz Samosch Sämtliche Bücher Buchhandlung N. Samosch im 19. JahrhundertFritz, Walter und Hans - die dritte GenerationKindheit und JugendZwischen Wien und BreslauWege als BuchhändlerShoah und KriegEntrechtungVerfolgung Keine Stunde Null Briefe 1956 - 1965 Nach dem Krieg Nachwort DanksagungQuellenverzeichnisLiteraturverzeichnisAbbildungsverzeichnisDer AutorImpressum
David Dambitsch ist Journalist, Buch- und Hörbuchautor. Zunächst bei RIAS Berlin Redaktion und Moderation der Sendung Kulturzeit. Parallel dazu Mitarbeit in Fernseh- und Hörfunkkulturmagazinen der ARD. Nach Gründung von Deutschlandradio Redaktion und Moderation der Sendung Notizen aus der jüdischen Welt und Berliner Korrespondent der Sendung Schalom - Jüdisches Leben heute.
Wenn man als Kind in eine Familie hineingeboren wird, nimmt man erst einmal alles als selbstverständlich und gegeben hin. Dann, während des Prozesses des Heranwachsens, beginnt man von sich auf andere zu schließen und stellt im günstigsten Fall ziemlich schnell fest, dass diese Vorgehensweise immer zum Irrtum führt.Dass meine Familie irgendwie anders war, habe ich während meiner Grundschulzeit im West-Berlin der 60er-Jahre schnell festgestellt. Wer nämlich damals seine Tanten und Onkel selten sah, hatte Verwandte »drüben«, oder die Eltern scheuten das stundenlange Warten an den Grenzkontrollpunkten nach Westdeutschland.Keiner meiner Mitschüler hatte allerdings - so wie ich - Verwandte in New York, Paris, Mailand und den Niederlanden. Von denen hatten sich die einen in den Staaten überhaupt erst kennengelernt, die anderen waren nach einer überstürzten Eheschließung aus dem zerbombten Berlin nach Frankreich geflohen, nach dem Krieg emigriert oder noch während der Zeit des NS-Regimes auf der Flucht durch Europa irgendwo gestrandet.»Halbjüdisch« hatte man die Rassekategorie genannt, die die Nazis für meinen Vater und seine Schwestern erfunden hatten. Das bedeutete für ihn und seine Geschwister die Unmöglichkeit, ein Abitur oder ein Studium zu absolvieren oder einen sogenannten »Arier« oder eine »Arierin« zu heiraten. Im Berlin des NS-Regimes hieß das auch, beständig Angst zu haben, doch noch deportiert zu werden oder wegen geringster Vergehen Unglück auch über alle anderen zu bringen. Dass ich also eigentlich auch viele jüdische Verwandte hatte, wusste ich damals nicht mit Gewissheit, aber so in etwa. Mein Vater hatte mir von der Familie nur im Allgemeinen erzählt.Mit dem Wort »Krieg« verband ich deshalb auch schon früh Geschichten: Mein Vater erzählte von auf der Flucht erschossenen Freunden, von Hunger, Angst und Versteck. Vieles wurde nur angedeutet, rutschte ihm eher heraus, als dass er es wirklich beschrieb. Schon als Kind wusste ich um die Lücken im Hinblick auf meine Informationen. Als ich mich dann später als Jugendlicher dazu entschloss, Journalist zu werden, ist mir diese Erkenntnis geblieben. Sie begleitet mich bis heute. Das vorliegende Buch ist das Produkt jahrzehntelanger Recherchen, und dennoch blieb vieles offen. Es waren wirre Zeiten.Fritz Heinrich Samosch, Cousin meines Vaters, einziges Kind der einzigen Schwester meines Großvaters, lernte ich nur einmal persönlich kennen. Die Familie feierte gerade die Hochzeit einer Cousine. Man hatte alle aus ganz Europa in ein Landstädtchen in Holland eingeladen. Die Sonne schien, man saß auf den üblichen Gartenklappstühlen der 70er-Jahre zusammen, aß, trank und unterhielt sich. Ich selbst war damals 16 Jahre alt und hatte natürlich auch schon von Onkel Fritz gehört. Er war 25 Jahre älter als mein Vater. Den damals 74-Jährigen erlebte ich als zierlichen, gepflegten, grauhaarigen Mann.

Inhaltsverzeichnis



Vorwort Einleitung Onkel Fritz Samosch Sämtliche Bücher Buchhandlung N. Samosch im 19. Jahrhundert Fritz, Walter und Hans ¿ die dritte Generation Kindheit und Jugend Zwischen Wien und Breslau Wege als Buchhändler Shoah und Krieg Entrechtung Verfolgung Keine Stunde Null Briefe 1956 ¿ 1965 Nach dem Krieg Nachwort Danksagung Quellenverzeichnis Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Der Autor Impressum


Klappentext



Dieses Buch zeichnet die Geschichte einer jüdischen Familie von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der 1970er-Jahre nach, die Geschichte moderner Europäer, die aufgrund von Antisemitismus und nationalsozialistischer Herrschaft aus ihren Lebensentwürfen gedrängt, ihrer Habe, ihrer Heimat und teilweise ihres Lebens beraubt wurden. Das Unrecht, das ihnen widerfahren ist, wurde sogar noch im Nachhinein relativiert und infrage gestellt. Während des NS-Regimes teilten sich die drei Cousins Fritz, Walter und Hans die Besitzrechte an der Familienbuchhandlung im damaligen Breslau. Walter lebte zu der Zeit schon im damaligen Palästina, Fritz floh in die Niederlande, wurde im KZ inhaftiert, aber dank des Mutes seiner österreichischen Frau gerettet. Hans wurde zum Verkauf der Buchhandlung gezwungen, floh mit seiner Ehefrau ebenfalls in die Niederlande, beide wurden von dort deportiert und schließlich für tot erklärt. Nach dem Krieg entsteht ein Briefwechsel zwischen Walter und Fritz. Es geht darin um das Überleben und um Lastenausgleich für das verlorene Geschäft. Doch auch der Käufer der Buchhandlung unter dem NS-Regime hat Ansprüche auf Lastenausgleich gestellt. Dieser Streit währt bis Ende der 70er-Jahre, als Walter längst gestorben ist und Fritz schon aufgegeben hat. Vertreter der Täter und der Opfer kommen in Briefen zu Wort.